Akira Kurosawas Film “Die sieben Samurai” erzдhlt die Geschichte eines Dorfes von Reisbauern im feudalen Japan des 16. Jahrhunderts. Sie haben erfahren, dass sie nach der Ernte von Banditen ьberfallen werden sollen, einer Meute, die das Dorf schon frьher geplьndert hat. Die Bauern beschlieЯen, Widerstand zu leisten, und wollen dafьr Spezialisten der Kriegskunst – Samurai – heranziehen. Diese stellen jedoch eine fьr sie beinahe unerreichbare Kaste vor, und viel Bezahlung kцnnen die Bauern auch nicht bieten. Aber glьcklicherweise stehen im Ehrencodex der Samurai auch Mitgefьhl und Hilfsbereitschaft.
Einer der ersten Samurai, den sie fьr sich zu gewinnen wissen, ьbernimmt dann selbst die weitere Werbung und Auswahl. Er setzt sich dafьr in einem Fall hinten in ein Haus an der zentralen StraЯe der Stadt; wie gewцhnlich цffnen sich diese schummrigen Einzimmerwohnungen direkt zur StraЯe, so daЯ mit Passanten gut Kontakt aufgenommen werden kann. Hinter dem Pfosten des Eingangs postiert er einen der Bauern mit einem Knьppel und gibt ihm den Auftrag, einen jeden, der eintritt, sofort niederzuschlagen.
Er grьЯt einen vorbeigehenden Samurai und lдdt ihn freundlich nach drinnen ein. Dieser tritt ein, weicht dem Knьppelschlag elegant aus und setzt sich sonnig und interessiert seinem Gastherrn gegenьber nieder.
Bei diesem Geschehen fдllt eine Reihe von Dingen auf, die den eintretenden Samurai als Meister zu erkennen geben:
- Der Samurai hat keine feststehenden Erwartungen: Er weiЯ, dass eine freundliche Einladung auch eine tцdliche Falle sein kann.
Er entwickelt dadurch sinnliche Schдrfe. Ob er den Bauern gerochen hat, seinen Schatten auf dem Boden gesehen hat oder einen merkwьrdigen Zug im einladenden Lдcheln bemerkte – wie auch immer, er durchschaut die Situation, weil er kleinste Details wahrnimmt und ‘zwischen den Zeilen’ der Umstдnde liest.
Er agiert so schnell und derart adдquat, dass dies ein normales Bewusstsein ьbersteigt. Die glasklare und differenzierte Wahrnehmung der Gesamtlage wird blitzschnell in eine einfache, sehr effektive Handlung umgesetzt. Der Samurai ьberlдsst sich einem intuitiven Geschehen. Kampf hat Hingabe nцtig.
Er verstrickt sich nicht in unnцtige Emotionalitдt, denn er durchschaut die Situation. Er wird nicht bцse, macht keine Vorwьrfe, legt es nicht auf Komplimente an, blдst sich nicht auf. Das heiЯt nicht, dass er unbewogen ist: Er hat Vergnьgen an der List seines ‘Kollegen’, Mitleid mit dem armen Tцlpel, der ihn niederzuknьppeln versuchte, er fьhlt die Gefahr und geniesst den blitzschnellen Kampf. In seinen Gefьhlen bleibt er seltsam klar und entspannt. Er bleibt reell.
Er heiЯt Schwierigkeiten willkommen. Er spielt.